Mahnmal fĂŒr die Opfer der Euthanasie
Im Gedenken an die Opfer der Euthanasie - der Ermordung "lebensunwerten Lebens" durch die Nationalsozialisten - wurde am Areal SĂŒd des LKH Graz II ein lebendes Denkmal in Form einer Gartengestaltung sowie eine Gedenktafel nach den PlĂ€nen des Landschaftsarchitekten Univ.-Prof. Dipl. Arch Janos Koppandy errichtet.
Durch diese Initiative wird in wĂŒrdevoller Weise den Opfern der Nazigreueldaten dieser Zeit gedacht.
Das Mahnmal soll stĂ€ndig vor den möglichen schrecklichen AuswĂŒchsen einer verĂ€chtlichen Haltung gegen Andersartige, Kranke und Schwache warnen.
"Psychisch Kranke" und "psychisch Gesunde"
Der Umgang mit psychisch kranken Menschen ist abhĂ€ngig vom jeweiligen politischen System. In einer Demokratie ist die Akzeptanz des "ver-rĂŒckten Menschen" gröĂer als in totalitĂ€ren Systemen.
Im Nationalsozialismus â einem menschenverachtenden System â wurden Menschen, die nicht in die verordneten Normen passten, ermordet. Normen, konstruiert durch gewolltes Ausschalten von Zweifel. Es wurden Menschen ermordet, die vielleicht tatsĂ€chlich "ver-rĂŒckt" waren, und auch Menschen, die â von Fachleuten, von "psychisch Gesunden" â dazu erklĂ€rt wurden.
Die oft unheimliche NĂ€he menschenverachtenden Handelns von Fachleuten und Laien â die sich fĂŒr ânormal gesundâ hielten â im Umgang mit den âpsychisch Krankenâ, wurde durch das nationalsozialistische System genutzt, gefördert und zur Perversion entwickelt.
Das BeĂ€ngstigende daran ist die Verwobenheit, dass "normale" Menschen "psychisch kranke" Menschen durch die politisch akzeptierte ErklĂ€rung, dass diese "un-wert" sind, direkt und indirekt töten dĂŒrfen.
Auf diese Verwobenheit, auf diese Verflechtung, auf die oft flieĂenden ĂbergĂ€nge jenes Handelns dieser Menschen gegenĂŒber den "anderen" Menschen nehme ich im Kernteil dieses Mahnmahles Bezug.
Diese Doppelstele, deren obere Teile "ver-rĂŒckt" und vertauscht sind, ist Teil eines Platzes; dieser soll 'Platz geben', um sich zu erinnern, um sich zu besinnen, um zu gedenken, um darĂŒber zu sprechen.
Auch stehen sich zwei BĂ€nke gegenĂŒber: Auf der einen Bank sitzend, geht der Blick in das GelĂ€nde der Sigmund-Freud Klinik, auch zu den AusbildungsstĂ€tten, auch zu einer Kirche, auch zu den PatientenanwĂ€lten.
Auf der anderen Bank sitzend, geht der Blick zur "Zwetschken-Allee". Durch diese Baumreihe wurden die Menschen zu ihrem letzten Weg getrieben, um in Viehwaggons 'verladen', nicht mehr zurĂŒckzukehren.
Die Erinnerung an diesen letzten Weg soll zusĂ€tzlich durch eine Reihe von 'Zitter-Pappeln' und durch eine weitere Reihe von roten HartriegelstrĂ€uchern â die im Winter mit tiefroten Zweigen diesen Gang markieren â verstĂ€rkt werden.
Vor der Verladestation ist eine 'Blut-Buche' gepflanzt.
JĂĄnos KoppĂĄndy
Offizielle Eröffnung des Mahnmals
Die offizielle Eröffnung des Mahnmals fand am 24.MĂ€rz 2006 durch BundesprĂ€sident Dr. Heinz Fischer und den KĂŒnstler Univ.Prof. Dipl. Arch. Janos Koppandy sowie durch kirchliche WĂŒrdentrĂ€ger mit Diözesanbischof Dr. Egon Kapellari, Seniorin Mag. Karin Engele und PrĂ€sident Gerard Sonnenschein, durch die Steirische Landesregierung unter der Leitung von Landeshauptmann Mag. Franz Voves sowie Spitalslandesrat Dr. Helmut Hirt, durch Vertreter der Psychiatrie mit dem Ărztlichen Direktor des LKH Graz II, Univ.Prof. Dr. Rainer Danzinger, und Univ.-Prof. DDr. Hans-Peter Kapfhammer im Beisein des Vorstandes der KAGES und der Anstaltsleitung des LKH Graz II statt.
Sie zitterten wie Espenlaub...
In berĂŒhrenden Reden wurde an die Opfern der Euthanasie gedacht, vor dem Vergessen und VerdrĂ€ngen gewarnt und der Ort des Mahnmals als Platz des Dialogs fĂŒr Mitmenschlichkeit gewidmet.
Betrachten Sie hier einen Videoausschnitt der Sendung Steiermark heute des ORF Steiermark vom 24.3.2006 mit freundlicher Genehmigung von ORF Steiermark- http://steiermark.orf.at