Die KAGes macht ihre Narkosen klimafreundlich

Pressemitteilung

Die SteiermĂ€rkische Krankenanstaltengesellschaft m.b.H. (KAGes) hat sich fĂŒr das Jahr 2024 zum Ziel gesetzt, kein Lachgas mehr in der AnĂ€sthesie zu verwenden. Der Umstieg erfolgt hauptsĂ€chlich auf Sevofluran, jenes inhalative Narkosegas, dessen klimaschĂ€dliche Auswirkung am geringsten ist. Außerdem werden die Flussgeschwindigkeiten der Narkosegase so weit wie möglich reduziert, womit der Verbrauch insgesamt sinkt. Am LKH Rottenmann-Bad Aussee, am LKH Oststeiermark, an den Standorten Feldbach und FĂŒrstenfeld, sowie am LKH Weststeiermark, Standort Deutschlandsberg, werden die Narkosegase zudem bereits in Aktivkohlefiltern gesammelt und recycelt; weitere HĂ€user sollen folgen.

Dank modernster Technologie können die Narkosegase gefiltert und sogar recycelt werden. | © LKH Oststeiermark

So entspannend und stimmungsaufhellend die Wirkung von Lachgas (Distickstoffmonoxid) auf Menschen ist, so fatal ist sein Beitrag zur globalen ErderwĂ€rmung: Es ist rund 300-mal so klimaschĂ€dlich wie Kohlendioxid und verbleibt weit ĂŒber hundert Jahre in der ErdatmosphĂ€re, bevor es abgebaut wird. „Narkosegase sind ein ganz wesentlicher Teil des ökologischen Fußabdrucks eines Krankenhauses. Wir als KAGes nehmen unsere Verantwortung fĂŒr den Klimaschutz sehr ernst und steigen daher bis zum Jahresende 2024 sukzessive aus der Nutzung von Lachgas zur Narkose aus“, kĂŒndigt KAGes-Vorstand fĂŒr Finanzen und Technik, Mag. DDr. Ulf Drabek, MSc MBA, an.

Am LKH-UniversitĂ€tsklinikum Graz wurde bereits zu Jahresbeginn das eigene Lachgasnetz stillgelegt, womit auch die Leitungsverluste eliminiert wurden. Lachgas-frei operieren mittlerweile fast alle steirischen LKH – abgesehen von einigen wenigen, die diese Art von Narkose noch als Backup zur VerfĂŒgung stellen. Damit folgt die KAGes auch der Strategie Klimaneutrales Gesundheitswesen des Gesundheitsministeriums.

Drei Ansatzpunkte: Produktwahl, Flussgeschwindigkeit und Recycling

„Anstelle von Lachgas wird in den HĂ€usern der KAGes nun zumeist Sevofluran zur inhalativen Narkose eingesetzt, also jenes Narkosegas, das von allen derzeit verfĂŒgbaren Produkten die geringste klimaschĂ€dliche Auswirkung hat“, betont der Vorstandsvorsitzende der KAGes, Univ.-Prof. Ing. Dr. Dr. h.c. Gerhard Stark.

Im Jahr 2023 wurden in den HĂ€usern der KAGes noch ĂŒber 2.000 Tonnen CO2-Äquivalente durch Narkosegase freigesetzt. Der klimaschĂ€dliche Einfluss kann aber nicht nur durch die Auswahl des Gases verringert werden, sondern auch durch Herabsetzen der Flussgeschwindigkeit (Low-Flow mit einem Liter Frischgas pro Minute oder Minimal-Flow mit nur einem halben Liter statt zwei oder fĂŒnf Litern, wie durchaus auch bei Narkosen ĂŒblich).

In Feldbach, FĂŒrstenfeld, Rottenmann, Bad Aussee und Deutschlandsberg werden außerdem bereits Aktivkohlefilter eingesetzt, die rund 60 Prozent des Narkosegases aus der ausgeatmeten Luft der Patient*innen wieder herausfiltern und speichern.  „Bis zu 90 Prozent des im Filter gesammelten Narkosegases können auf diese Weise zurĂŒckgewonnen und nach Destillation und Sterilisation neuerlich eingesetzt werden“, berichtet HR Ing. Mag. Thomas Hofer, Direktor fĂŒr Technik und IT in der KAGes, in dessen ZustĂ€ndigkeitsbereich die Umweltagenden fallen. In weiteren KrankenhĂ€usern der KAGes ist die Narkosegas-RĂŒckgewinnung in Planung.

 

Nebeneffekt Stromsparen

Wo Narkosegase nicht in Filtern gesammelt werden, erfolgt die EntlĂŒftung der klimaschĂ€dlichen Gase direkt ins Freie, wozu es Druckluftkompressoren braucht. Durch das Recycling werden also nicht nur weniger Narkosegase verbraucht, sondern auch weniger Strom fĂŒr die Kompressoren. Am Standort Feldbach sind es knapp 47.000 kWh pro Jahr, also in etwa so viel wie 23 Zweipersonenhaushalte verbrauchen.

Bei jeder Narkosemaschine – und das sind allein am LKH-UniversitĂ€tsklinikum Graz rund 100 – muss allerdings regelmĂ€ĂŸig der Filter gewechselt und zur RĂŒckgewinnung des Gases an die Zulieferfirma zurĂŒckgeschickt werden. Das bedeutet zusĂ€tzlichen Arbeitsaufwand von der Pflege bis hin zur Logistik.


Rechenbeispiel: 

  • Bei einer Flussgeschwindigkeit von einem Liter pro Minute und sechs Stunden Betriebsdauer emittieren mit Lachgas betriebene Narkosemaschinen so viel CO2-Äquivalente wie bei einer 550 Kilometer langen Autofahrt entstehen – etwas mehr als bei der Route von Graz nach Prag.

  • Unter gleichen Bedingungen verursacht dieselbe Narkose nach dem Umstieg auf Sevofluran eine klimaschĂ€dliche Wirkung, die mit nur 38,6 Kilometern Autofahrt vergleichbar ist, also etwas weniger als der Strecke von Graz nach Voitsberg. Und selbst diese klimaschĂ€dliche Wirkung kann durch Recycling großteils vermieden werden. 


 

RĂŒckfragehinweis

Mag. (FH) Nicole Friesenbichler, MA
Stabsstelle Unternehmenskommunikation

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